Was hatte Borchert im Kofferraum? – Teil 2
Briefumschlag mit Aufschrift Rechtsanwalt Christian Bangert Verteidigerpost, gehefteter Schriftsatz und ein weiteres zerrissenes Schreiben von Bangert (unbekannter Inhalt)
In dem Subway-Strafverfahren gegen Peter Borchert wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung u.a. war Rechtsanwalt Christian Bangert sein Strafverteidiger. Bangert erhielt auch Akteneinsicht.
Aber Bangert war nicht nur der Strafverteidiger, er war selber Bandido-Rocker. Christian Bangert befand sich laut Prozessakte während der Tat in der Nähe des Tatorts, und zwar in der Gaststätte Vivano, welche durch das Treppenhaus des Fastfoodrestaurants Subway erreichbar ist. Die Polizei erhielt vom Inhaber den Hinweis, dass sich im Vivano drei Personen aufhalten würden, welche seiner Meinung nach dem Motorradclub Bandidos angehörig sein würden: Meick Krasch, der bis zum 09. Dezember 2009 Präsident der Bandidos Neumünster war, Christian Bangert und Ivo Hohmann. In der Akte heißt es, dass diese Personen „aufgrund polizeilicher Vorerkenntnisse zum Sympathiesantenkreis des Motorradclubs BANDIDOS“ gehörten. Sie waren also Hangarounds. Rechtsanwalt und Bandido-Hangaround Bangert wurde also im Subway-Prozess als Tatverdächtiger geführt. Er bestritt, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Dennoch fuhr Bangert nach der Tat mit seinem Fiat KI-NE 968 zum Clubheim der Bandidos in der Kummerfelder Straße.
Im Vivano hatte man Bangert das Handy abgenommen. Nach Rücksprache mit OStA Ostrowski sah dieser keinen Tatverdacht, so dass er auch keine rechtliche Grundlage für die weitere SichersteIlung des Handys sah. Bangert erhielt sein Handy also um 23:20 Uhr zurück.
Eine Situation, die durch die Überwachung von Borchert nach der Tat ans Licht kommt, ist ein Gespräch zwischen Borchert und RA Bangert, mit dem er am 04.02.2010 in seinem Fahrzeug auf dem Weg zu einer Gerichtsverhandlung nach Hamburg ist. Dort berichtet Borchert auf Nachfrage von RA Bangert von einer aggressiven Situation mit Krasch. Wie vertraut die beiden miteinander sind, zeigt die Antwort Bangerts auf die Frage von Borchert, ob der Rechtsanwalt sein Messer an sich nehmen könne:
‘Ey, Borchert, echt, was erwartest du denn?”
Der „Anwalt Ihres Vertrauens“: Herr Bangerts letzte bekannte Adresse als Anwalt lautet Gravelottestraße 12, 24116 Kiel.
Brief an Peter Borchert, 24534 NMS, Absender Pf 2121 aus 26403 Wittmund
Hinter diesem Postfach steht der „JVA-Report“, eine Knastlektüre für inhaftierte Neonazis. »Eine Vernetzung von Kameraden innerhalb und außerhalb der Kerkermauern« will der »JVA Report« ermöglichen. Inhaber der Bezugsadresse, ein Postfach in Wittmund, und eines Spendenkontos für den »JVA Report« ist Stefan Richardt aus dem niedersächsischen Carolinensiel. Der gelernte Koch, Jahrgang 1983, stammt aus dem Land Brandenburg und war 2008 in Friesland erfolgloser Kandidat der NPD bei den Landtagswahlen in Niedersachsen.
https://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/JVA-Report.htm
Was hatte Borchert im Kofferraum? – Teil 1
Im Zuge der Subway-Ermittlungen sind brisante Dokumente in Peter Borcherts Mercedes entdeckt worden (siehe Kapitel Subway). Heute wollen wir uns erneut mit der Auflistung der im Kofferraum des von Peter Borchert beim Überfall auf das „Subway“ genutzten PKW KI-TX·148 beschäftigen, um weitere Erkenntnisse über seine Netzwerke zu gewinnen – und vielleicht auch über die Herkunft der brisanten Dokumente.
Gegenstände:
– Briefumschlag adressiert an Peter Borchert, Boostedter Straße 30, Absender K Leopold, 23566 Lübeck
Wer „K Leopold“ ist, konnten wir noch nicht eruieren. Wer Hinweise dazu hat, möge sie gern an anonymous-waterkant@riseup.net schicken.
– Brief an Peter Borchert, JVA Neumünster von Daniel Zöllner, 24119 Kronshagen
Daniel Zöllner war ein Neonazi aus dem Spektrum der „Aktionsgruppe Kiel“ und dort eine Führungsfigur. Die Aktionsgruppe wurde von lokalen AntifaschistInnen für verschiedene militante Angriffe auf linke Einrichtungen im Frühjahr 2008 in Kiel verantwortlich gemacht. Gegründet hat sich diese Gruppe im Winter 2007/08, nachdem Peter Borchert aus dem Gefängnis entlassen wurde und nach Kiel zog. Nachdem immer mehr Neonazis und Borchert sich den Bandidos zuwandten, wurde Zöllner Nachfolger von Borchert als Anführer der AG Kiel. Eine Person, die sowohl Borchert als auch Zöllner nahestand, war Malena Gericke (geb. 24.09.1988 in Preetz). Sie war damals die Freundin von Zöllner. Während Borcherts Haft in Lübeck besuchte Malena Gericke ihn nach Insidern in der Szene häufig und übernahm für ihn wichtige Aufgaben. Als gesichert gilt, dass Borchert aus dem Gefängnis heraus Gericke per Telefon Anweisungen erteilt hat, dass Gericke sich darum kümmert, eine Frau namens Larissa, die als Prostituierte arbeiten soll, in einem Bordell o.Ä. unterzubringen. Gericke soll angeblich für Borchert als Domina gearbeitet haben.
Brief an Peter Borchert, JVA Neumünster von Vanessa Kuhr aus 25746 Heide
Im Rahmen der Kampagne „DIY – In die antifaschistische Offensive gehen“ wurde öffentlich, dass Vanessa Kuhr zur Führungsriege der AG Dithmarschen gehört hat. Zusammen mit ihrem neonazistischen Bruder Alexander Kuhr soll sie in der Stadt an der Schwale in Erscheinung getreten sein, was wiederum den Freien Kräften, die sich auf ihrem Blog nun „Außerparlamentarischer Widerstand Neumünster“ nannten, Aufwind gab. Zusammen mit Alexander Kuhr war sie nach seinem Umzug nach Neumünster auch in der „AG Neumünster“ aktiv. Alexander Kuhr spielte mit Marco Müller zusammen in der Nazi-Band „Deathlist 5“. In Nazi-Versänden heißt es zu der Band und ihren CDs: „13 hits die voll gewalt sind. textlich & musikalisch“ oder „Harter Fußball-Rock aus dem Norden. Das Teil ist bewusst sogenannt ‘unpolitisch’ […]. Die Band besteht aus Szeneleuten“. Müller, der den Part des Sängers übernahm, brachte z.B. seine Hooligan-Erfahrungen in die Texte der 2005 aufgelösten Band ein, die Lieder trugen Titel wie „Fight like a hooligan“ oder „HSV“.
– Briefumschlag mit Anschrift Peter Borchert, Boostedter Straße 30, Untersuchungshaft, Absender Pada Borjessa, 24109 Kiel
Bei „Pada Borjessa“ handelt es sich um die am 02.10.1984 geborene Paola Rausch, geborene Börjesson, die bei der Kommunalwahl in Neumünster 2018 im Wahlkreis 7 für die NPD kandidierte. Paola Rausch ist bereits wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetzes belangt worden. Auch wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz stand sie bereits in Konflikt mit der Polizei. Aktuell ist sie mit dem Bandido-Supporter Stefan Bristrup zusammen, sie ist die Ex-Freundin von Mario Hermann, heute Führungsfigur der rechtsextremen Freizeitfußballmannschaft „Bollstein Kiel“.
– dann ein brauner DIN A5 Umschlag mit Aufschrift an Supporter Club SEK Kiel, Co Peter Borchert, Masurenstraße 9; Kiel
Es bleibt unklar, was dieser Support Club SEK Kiel war.
Briefumschlag an Peter Borchert JVA Neumünster, Absender- Melanie Mende, 24111 Kiel
Peter Borchert wohnte zum Zeitpunkt des Rockerkriegs in der Noldestraße 18. Auch auf dem Klingelschild: Melanie Mende. Ob sie die Verlobte oder Freundin von Borchert war, ist ungeklärt. Im Auto wurde außerdem noch ein Fax von Rechtsanwalt Horst Terjung, Krebsgasse 4-6, 50667 Köln an Melanie Mende gefunden. Der Inhalt des Fax wurde nicht fotografiert.
Horst Terjung verteidigte Peter Borchert im Prozess wegen eines Angriffs auf einen Hells Angel am 29. August 2008. Die Staatsanwaltschaft sah es damals als erwiesen an, dass der angeklagte rechtsmilitante Neo-Nazi und ehemalige NPD-Funktionär mit je einem Messerstich gegen die “Hells Angels” Dennis K. und Sascha B. den Tatbestand der vorsätzlichen gefährlichen Körperverletzung mittels einer Waffe und einer das Leben gefährdenden Behandlung erfüllte und ohne einen Rechtfertigungsgrund sowie schuldhaft handelte. Trotzdem wurde er nicht verurteilt.
polizeiinterne Unterlagen zu Ludwig 16.11.1974, insgesamt 8 Seiten (werden sichergestellt)
Im Auto von Borchert wird von Rohs, LKA 212 der PED-Auszug zu Dirk Oliver Ludwig *16.11.1974 gefunden. Hiermit dürfte die folgende Person gemeint sein:
Dirk O. Ludwig: https://www.facebook.com/profile.php?id=100001826311393
Er ist mit einigen Rechtsextremen befreundet, z.B. mit dem Blogger „Konrad Kustos“: https://uebermedien.de/1558/die-undurchsichtigen-verbindungen-zwischen-einem-welt-redakteur-und-der-afd/
Briefumschlag an Peter Borchert, Boostedter Straße 30, NMS, Absender Markus Winter, 31675 Bökeburg (soll wohl „Bückeburg“ und „Marcus“ heißen, bewusste Form der Absenderverschleierung)
Marcus Winter ist einer der führenden Köpfe der rechten Szene in Ostwestfalen und Niedersachsen. Winter war Mitbegründer der berüchtigten Kameradschaft “Nationale Offensive Schaumburg”. Bei Aufmärschen, wie in Bad Nenndorf im Jahr 2006, beweist er Führerqualität.
Am 24.03.2018 fand in Veltheim (Porta-Westfalica) ein Konzert der Neonaziszene statt. Die Veranstaltung fand auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei in einem Veltheimer Wohngebiet statt. Sie wurde vom Neonaziaktivisten Marcus Winter angemietet und soll seitdem als Treffpunkt für Neonazis aus der Region dienen.
Marcus Winter zeichnete in der Vergangenheit für die Organisierung einschlägiger Konzertveranstaltungen verantwortlich und war selbstverständlich als Besucher im gesamten Bundesgebiet dabei. Unter anderem beim “Rock gegen Überfremdung” im thüringischen Themar.
https://recherche-nord.com/gallery/img/gallery/2018.03.24.2/008.jpg
https://www.spiegel.de/video/auch-der-westen-ist-braun-neonazis-in-bueckeburg-video-1163988.html
Schreiben Kanzlei Dr. Seegers an Peter Borchert
Hierbei handelt es sich um die Kanzlei Dr. Seegers, Dr. Frankenheim & Partner (kurz KSP). Anschrift: Kaiser-Wilhelm-Straße 40 20355 Hamburg. Bei KSP handelt es sich um eine einschlägig bekannte Abmahnkanzlei. Im Internet häufen sich Beschwerden über die Kanzlei. So heißt es: „Die Hamburger Kanzlei KSP Dr. Seegers, Dr. Frankenheim Rechtsanwaltsgesellschaft mbH sind Gaukler und Fallensteller mit System“.
Briefumschlag an Peter Borchert, 24534 NMS, Absender D. Riefing aus 31090 Dingen (soll „Riefling“ heißen, bewusste Form der Absenderverschleierung)
Dieter Riefling (* 13. Juni 1968 in Alfeld (Leine)) ist ein deutscher Neonazi und ehemaliger Kader der verbotenen Organisation FAP, der bundesweit als Redner bei rechtsextremen Aufmärschen und Kundgebungen auftritt. In den 1980er Jahren war Riefling zweiter Vorsitzender des Hildesheimer Büros der FAP, danach Kreisbeauftragter der FAP Recklinghausen und Verantwortlicher der FAP-Zeitschrift „Der Aktivist“. Später wirkte er an der Gründungen mehrerer „Freier Kameradschaften“ z. B. in Recklinghausen und Hildesheim mit. Außerdem ist er im Umfeld der verbotenen „Blood and Honour“-Bewegung aktiv. Riefling hat gute Kontakte zu bundesweit agierenden Neonaziführern wie Thorsten Heise, Vorstandsmitglied der NPD und Leiter des Referats „freie Kameradschaften“, und zu dem Hamburger „Führer der freien Nationalisten“ Christian Worch. Wie auch Worch bezeichnet er sich selbst als „Freien Nationalisten“. 1998 wurde Riefling von Kennern der Neonaziszene zu einem der 20 führenden Köpfe im rechtsextremen Spektrum gezählt.
Dägeling: Anderes Verfahren, ähnliche Ungereimtheiten
Alexander Hardt war allerdings nicht der erste, der von Impunität profitierte. In mehreren Prozessen war in der Vergangenheit auch sein “Bandidos”-Bruder Peter Borchert mit milden Strafen davongekommen, so dass der Dägeling-Überfall in einer Kontinuität steht. Was genau aber passierte am 23. Mai 2016?
Wie wir unter 5-Innenstadt erwähnt haben, war Matthias Stutz ehemaliger Hells Angel. Er war in seinem Chapter North End “Sergeant at Arms” und hatte ein “Bad Standing”.
Nach seinem Ausscheiden hat Dennis K. seinen “Posten” übernommen. Offensichtlich hat Dennis K. Stutz zuvor bedroht und angegriffen (Vorgang 417680/15 bei Polizeirevier Norderstedt).
Gemeinsam mit Norman Meeves aus Kiel und Christian Tetzlaff aus Bad Oldesloe sowie einer vierten Person, die augenscheinlich und wie wir im Folgenden nachweisen werden, Peter Borchert war, hat Matthias Stutz am 23. Mai Dennis K. in Dägeling aufgesucht. Sie hielten den Geschädigten, der gerade in seine schwarze Chevrolet Corvette einsteigen wollte, die vor dem Haus seiner Freundin parkte, durch eine Art Blaulicht an. Daraufhin stieg Dennis K. aus seinem Wagen. Nach einem kurzen Wortgefecht rief Dennis K. um Hilfe und stieg in die Corvette ein. Die Täter schlugen daraufhin die Scheibe auf der Fahrerseite mit einem Baseballschläger ein und sprühten Pfefferspray in den Innenraum der Corvette. Anschließend stachen sie auf den Geschädigten ein und verletzten ihn am linken Oberarm vermutlich durch 2 Messerstiche. Dies geschah vermutlich, als Dennis K. sich mit dem linken Arm vor dem Messerangriff schützen wollte.
Meeves, Tetzlaff, Stutz und Borchert flüchteten mit einem VW Touran mit dem amtlichen Kennzeichen “HH-VD 7755”.
Die mit der Festnahme beschäftigten Polizeiobermeister Thiel und Laloi beschreiben eindeutig vier Täter:
„Anschließend öffneten sich sogleich noch während das Fahrzeug rollte alle vier Türen und vier Personen sprangen aus dem Fahrzeug. Der VW Touran rollte währenddessen rechts in den Graben und kam dort zum Stillstand. Sogleich verließen wir unseren FustKW und nahmen die Verfolgung der vier Personen zu Fuß auf, die durch den Graben, über einen Radweg und anschließend in ein Gebüsch flüchteten.“
Stutz konnte in einem Gebüsch sitzend gefasst werden, Tetzlaff und Meeves wurden von Diensthunden gestellt. Peter Borcherts Fährte hatten die Diensthunde zwar im Rahmskamp in Elmshorn aufgespürt, aber die Suche wurde von POK D. Meyer abgebrochen, da „der DH (Diensthund) offensichtlich erschöpft war“.
Interessant ist die Niederschrift über die Gegenstände, die im VW Touran (dem Täterfahrzeug) gefunden wurden:
- ein KFZ-Schlüssel Mercedes-Benz mit Anhänger von Süverkrüp Automobile Kiel
Wie wir aus dem Subway-Verfahren wissen, fuhr Peter Borchert einen auf seine Freundin Melanie Mende zugelassenen grauen Mercedes Benz 190D mit dem Kennzeichen KI-TX 148.
- 1 Pistole Sig-Sauer P228 9 mm Nr. B335758
Für die neonazistische Kampfgruppe “Combat 18 Pinneberg” soll Borchert über einen Mittelsmann bei dem Waffenhersteller Sig-Sauer die Utensilien besorgt haben.
- Schlüsselbund “Peter Bandidos”.
Der Namenszug ist schon recht eindeutig.
Die Zeugin Hanna K. sagte gegenüber der Polizei Folgendes über eine der Personen im Täterauto aus:
Die Person, die ein rot-kariertes Hemd getragen hat, wirkte auf mich ein bisschen kleiner und auch nicht ganz so kräftig gebaut wie die anderen beiden. Das kann aber auch aufgrund der Bekleidung so gewesen sein. Ich glaube, der hatte schwarze Haare und er wirkte auf mich auch von der Hautfarbe her ein bisschen dunkler.
Eine Beschreibung, die sehr zu Peter Borchert passt. Der „Rot-Karierte“ soll sich während der Tat auf der Straße von links nach rechts bewegt haben. Offensichtlich stand er „Schmiere“.
Insgesamt bemerkte Hanna K. an diesem Fahrzeug drei Personen. Ob noch ein Fahrer im Fahrzeug saß, dazu macht sie keine Angabe.
Die Zeugin Jara M. sagte gegenüber der Polizei aus, dass ein Auto auf der Straße stand. In diesem Auto hätte eine Person gesessen, und drei andere Personen wären neben dem Auto gestanden. Nach der Tat seien alle hinten links in der hinteren Tür eingestiegen. Die andere Seite wäre gar nicht auf gewesen, so dass dann die drei Männer hinten auf der Rückbank saßen und der Fahrer vorne gefahren sei.
Während mehrere Zeugen nur drei Täter gesehen haben wollen, hat Jara M., vor deren Haus sich die Tat abgespielt hat, alle vier Täter gesehen.
Im Bericht zur Absuche des vermuteten Fluchtweges nach Verlassen des Fluchtfahrzeuges, der von KHK L. Petersen abgefasst wurde, wurde aus dem rot-karierten Hemd, das die Zeugen gesehen übereinstimmend gesehen haben, ein blau-weiß kariertes Hemd der Marke Tommy Hilfiger mit der Kragengrößenbezeichnung 46, das angeblich auf einer Wiese gefunden wurde. Ein Foto dieses Asservats liegt bei.
Außerdem wären zwei der drei Personen per Video-Sequenz erkannt worden, die am Zaun des Confiserie-Geländes hinter dem Werksgebäude in Richtung Ramskamp laufen. Es handele sich dabei um die Beschuldigten Meeves und Tetzlaff. Der dritte flüchtende Täter sei auf dieser Sequenz nicht zu sehen, sodass davon ausgegangen werden müsse, dass er eine andere Fluchtrichtung gewählt habe.
Komischerweise sind allein die Aufnahmen von Peter Borchert unscharf, die anderen beiden Täter sind deutlich zu erkennen.
Das Samsung GT-E1200i, das im Fluchtfahrzeug gefunden wurde, enthielt aufschlussreiche SMS-Chats.
Im Speicher des Telefons ist ein SMS-Austausch aus dem Juni 2015 zu finden. Zu dieser Zeit fand der Ausschluss von Matthias Stutz aus dem Hells Angels MC Charter North End in Norderstedt statt, der später zum verfeindeten Bandidos MC wechselte. Seine Sorgen in dieser Zeit teilt Stutz mit einer bisher nicht zu ermittelnden Kontaktperson, die die Rufnummer 0151-66409569 nutzt, mutmaßlich Peter Borchert. Zu dieser Nummer ergab eine Anschlussinhaberfeststellung angeblich keine Treffer.
Am 10.06.2015 sendet der Anschluss eine SMS mit dem Text „01724126831“ und dem Hinweis, dass demjenigen gerade geschrieben wurde und auf Antwort gewartet wird. Laut Zeugenprotokoll Dägeling handelt es sich dabei um den Anschluss von Achim Schneider, geb. 23.04.1964 in Göttingen, während der Tat wohnhaft in Kisdorf. Schneider war damals Präsident des HAMC Chapter North End. In dem Anruf wird es um den „Out“ von Stutz gegangen sein. Stutz offenbart in den SMS große Panik, hat Sorge um sein Leben: „Ich bete das die mir keine grube graben. So als germany verräter.“ (!sic)
Schneider tauchte kurz nach der Tat mit weiteren Hells Angels am Klinikum Itzehoe auf, in dem Dennis K. versorgt wurde. Er erhielt eine Gefährderansprache. Schneider wurde dann angewiesen, dass weder er noch Mitglieder seines Clubs (oder andere Beauftragte) Vergeltungstaten für den Angriff auf Dennis K. planen, veranlassen oder durchführen sollen.
Er soll glaubhaft versichert haben, dass man sich zurückhalten und nichts unternehmen werde. Nach Angaben von Schneider waren ihm die Namen der Tatverdächtigen bekannt. Diese seien Dennis K. von den Polizeibeamten genannt worden, so Schneider. Man wisse daher auch, dass ein ehemaliges Mitglied seines Clubs (Stutz) dabei gewesen sei.
Wie 0151-66409569 mit Peter Borchert in Verbindung gebracht wurde, findet sich im Auswertungsbericht zum Mobiltelefon von Stutz: Im Handy wurde eine einzige Nummer 01525–5464096 unter dem Eintrag „Fettsack“ abgespeichert. Die Nummer gehörte Thorsten Steinig, Mitglied des Chicanos MC Neumünster, einem inzwischen verbotenen Unterstützerclub des Bandidos MC. Jürgen Simon Hilgendorf, der zusammen mit Stutz auf dem Klingelschild des ersten Tattoo-Studios „Famous“ in der Holstenstraße stand, gab bei einem Polizeieinsatz in der Wohnung von Stutz am 19.02.2016 die Rufnummer 01525–5464090 an. Bis auf die letzte Ziffer „0“ entspricht sie der im Mobiltelefon von Stutz abgespeicherten Nummer. Hilgendorf lebte mit dem Kriminellen Bylent Biqiri in einer Wohnung in der Noldestraße 14 in Neumünster. Am 28.04.2016 konnte Bylent Beqiri zusammen mit den Beschuldigten Matthias Stutz und Norman Meeves sowie dem ebenfalls als Mitglied des Bandidos MC amtsbekannten Peter Borchert im Fahrzeug von Matthias Stutz festgestellt werden. Hieraus ergab sich die Verbindung zwischen Stutz und Borchert für das LKA.
Wie schon im Subway-Verfahren das wichtigste Beweisstück (Peter Borcherts Cargohose mit den Blutanhaftungen des Opfers) verschwand und es jede Menge Ungereimtheiten zur Person Borchert gab, tauchte auch in der Hauptverhandlung zum Dägeling-Überfall unseren Informationen zufolge die Sig-Sauer und sich eventuell darauf befindliche Fingerabdrücke nicht wieder auf, ohne das dafür eine plausible Erklärung geliefert wurde. Hätte sie Borchert, um den sich seit Jahrzehnten Gerüchte ranken, in Erklärungsnöte bringen können, der so eben trotz der Hinweise auf seine Tatbeteiligung einer Strafverfolgung entging und nicht mit seinen drei Mitstreitern verurteilt wurde? Und hätte das wiederum das ganze Netz von V-Personen auffliegen lassen können, mit dem die Polizei im Rockerkrieg ihr eigenes Süppchen kochte?
Anonymous startet #OpStoolie
Ungelöste und rätselhafte Kriminalfälle haben seit jeher eine besondere Faszination ausgelöst, sei es der Mord an dem US-Präsidenten John F. Kennedy oder der an dem schwedischen Regierungsschef Olof Palme. Weit weniger spektakulär, aber dafür vor der eigenen Haustür kam es 2010 in Neumünster zu einer blutigen Messerstecherei im Schnellimbiss Subway, bei dem einige “Bandidos” verfeindete Rocker niederstachen und teils lebensgefährlich verletzten. Die genauen Umstände und die Identität aller Angreifer konnten nie geklärt werden. Der bundesweit bekannte Neonazi Peter Borchert wurde als einziger verurteilt, wobei jedoch betont wurde, dass davon ausgegangen werden könne, dass nicht er für die Messerstiche verantwortlich gewesen sei. Der eigentliche Täter wurde nie ermittelt, ja mehr noch wichtigen Hinweisen gar nicht erst nachgegangen. Besondere Brisanz erhält der Fall durch die polizeiinterne “Rockeraffäre”, die derzeit von einem Parlamentarischen Untersuchungssausschuss untersucht wird und bei der der Umgang mit V-Personen genau so im Fokus steht wie die Fehlerkultur der Polizei.
Seit einigen Jahren Passivität erobert die organisierte Rocker-Kriminalität jetzt wieder Neumünsters Innenstadt. Die inzwischen von Borchert gesteuerten “Bandidos” betrieben hier zwischenzeitlich mehrere Tattoostudios sowie eine Bar. Borchert setzt dabei verschiedene Strohmänner mit vermeintlich weißer Weste als Geschäftsführer usw. ein, um die juristische und politische Angriffsfläche zu reduzieren, im Hintergrund steuern aber alte Bekannte aus der militanten Naziszene das Geschehen. Mit dabei nach wie vor einer, der von den Ermittlungsbehörden diesbezüglich nie ernsthaft verfolgt wurde, mit hoher Wahrscheinlichkeit aber der fehlende Täter im Subway-Fall ist. Dass er in diesem Fall von der Polizei geschont und auch nie vor Gericht gestellt wurde, lässt sich auf verschiedene Wege erklären – einer davon ist, dass er ebenso V-Mann war, und die Ermittlungsbehörden Sorge hatten, dass Ermittlungen unbequeme Tatsachen zu Tage fördern und die Identität der V-Person sowie eventueller weiterer verdeckter MitarbeiterInnen aufdecken könnten.
Dieser Blog soll diese Annahme durch einen detaillierten Blick auf den Subway-Überfall sowie eine Kontextualisierung in den so genannten Rocker-Krieg und die “Rockeraffäre” erklären und stützen. Primäre Quelle für die Belege sind die Original-Akten aus dem Subway-Prozess vor dem Kieler Landgericht. Vor allem gilt es abschließend zu hinterfragen, was es für die Bewertung der Arbeit der Polizei bedeutet, wenn sich die V-Person-Hypothese bestätigen sollte.