Ungelöste und rätselhafte Kriminalfälle haben seit jeher eine besondere Faszination ausgelöst, sei es der Mord an dem US-Präsidenten John F. Kennedy oder der an dem schwedischen Regierungsschef Olof Palme. Weit weniger spektakulär, aber dafür vor der eigenen Haustür kam es 2010 in Neumünster zu einer blutigen Messerstecherei im Schnellimbiss Subway, bei dem einige “Bandidos” verfeindete Rocker niederstachen und teils lebensgefährlich verletzten. Die genauen Umstände und die Identität aller Angreifer konnten nie geklärt werden. Der bundesweit bekannte Neonazi Peter Borchert wurde als einziger verurteilt, wobei jedoch betont wurde, dass davon ausgegangen werden könne, dass nicht er für die Messerstiche verantwortlich gewesen sei. Der eigentliche Täter wurde nie ermittelt, ja mehr noch wichtigen Hinweisen gar nicht erst nachgegangen. Besondere Brisanz erhält der Fall durch die polizeiinterne “Rockeraffäre”, die derzeit von einem Parlamentarischen Untersuchungssausschuss untersucht wird und bei der der Umgang mit V-Personen genau so im Fokus steht wie die Fehlerkultur der Polizei.
Seit einigen Jahren Passivität erobert die organisierte Rocker-Kriminalität jetzt wieder Neumünsters Innenstadt. Die inzwischen von Borchert gesteuerten “Bandidos” betrieben hier zwischenzeitlich mehrere Tattoostudios sowie eine Bar. Borchert setzt dabei verschiedene Strohmänner mit vermeintlich weißer Weste als Geschäftsführer usw. ein, um die juristische und politische Angriffsfläche zu reduzieren, im Hintergrund steuern aber alte Bekannte aus der militanten Naziszene das Geschehen. Mit dabei nach wie vor einer, der von den Ermittlungsbehörden diesbezüglich nie ernsthaft verfolgt wurde, mit hoher Wahrscheinlichkeit aber der fehlende Täter im Subway-Fall ist. Dass er in diesem Fall von der Polizei geschont und auch nie vor Gericht gestellt wurde, lässt sich auf verschiedene Wege erklären – einer davon ist, dass er ebenso V-Mann war, und die Ermittlungsbehörden Sorge hatten, dass Ermittlungen unbequeme Tatsachen zu Tage fördern und die Identität der V-Person sowie eventueller weiterer verdeckter MitarbeiterInnen aufdecken könnten.
Dieser Blog soll diese Annahme durch einen detaillierten Blick auf den Subway-Überfall sowie eine Kontextualisierung in den so genannten Rocker-Krieg und die “Rockeraffäre” erklären und stützen. Primäre Quelle für die Belege sind die Original-Akten aus dem Subway-Prozess vor dem Kieler Landgericht. Vor allem gilt es abschließend zu hinterfragen, was es für die Bewertung der Arbeit der Polizei bedeutet, wenn sich die V-Person-Hypothese bestätigen sollte.